Großes Theater am Dom-Gymnasium: Der Besuch der alten Dame
Ein gelungenes Debüt feierte die neu formierte Theatergruppe des Dom-Gymnasiums, die unter der Leitung von Monika Scheffler erstmalig eine Inszenierung in der Aula auf den Brettern, die die Welt bedeuten, auf die Beine stellte und an zwei Abenden vor vollem Haus Friedrich Dürrenmatts tragische Komödie „Der Besuch der alten Dame“ präsentierte.
Alle Mitwirkenden aus Lehrer- und Schülerschaft hatten sich viel einfallen lassen, um das bizarre Geschehen rund um die Milliardärin Claire Zachanassian komisch umzusetzen: sei es durch die maskuline Körperkraft demonstrierenden, in schwarzen kniehohen Lederstiefeln und mit verspiegelten Sonnenbrillen provozierend Kaugummi kauenden Sänftenträger Toby und Roby; sei es durch die blinden und synchron über die Bühne hüpfenden Eunuchen Koby und Loby, oder sei es durch die sich wiegenden sprechenden Bäume im Konradsweilerwald.
Doch die Inszenierung wäre nur halb geglückt, wenn tragische Elemente ausgeklammert worden wären. Und so blieb den Zuschauerinnen und Zuschauern – gemäß Friedrich Dürrenmatts Konzeption des grotesken Theaters – immer wieder auch das Lachen im Halse stecken: beim Entdecken eines echten Sargs im Gefolge der Claire Zachanassian, deren brüchiger Charakter von Hauptdarstellerin Sophie Schwemmle äußerst glaubwürdig verkörpert worden war; beim Gewahrwerden der Gleichzeitigkeit von Vorgängen, die widersprüchlicher nicht sein könnten: einerseits die zunehmende Ungerührtheit der Güllener Bürger - einschließlich des Polizisten (Josefine Gangkofer), des Pfarrers (Ferdinand Aichinger) und der Lehrerin (Johanna Lehmann) - beim Kauf neuer Dinge „auf Pump“ in Erwartung der in Aussicht gestellten Milliarde, die rührige Geschäftigkeit der durch nichts aus dem Konzept zu bringenden Bürgermeisterin (Tabea Rester), der Eifer der Presse (Antonia Lehmann, Victoria Eibl) bei der Berichterstattung live aus der Gemeindeversammlung; und andererseits die zunehmende Verzweiflung von Alfred Ill (Maximilian Dengler) angesichts des unaufhaltsam auf ihn zurollenden gewaltsamen Lebensendes. Zum Erfolg der beiden Abende trugen wesentlich auch die vielen Mitwirkenden hinter den Kulissen bei, denen die überzeugende Maske und raffinierte technische Effekte zu verdanken waren.
Die beeindruckende Darbietung macht Appetit auf mehr und lang anhaltender Applaus war der verdiente Lohn für ein intensives Probenjahr.