Harald Lesch und Thomas Schwartz bei den "Dialogen am Dom"
Ende April setzten das Dom-Gymnasium und sein Freundeskreis ihre Veranstaltungsreihe „Dialoge am Dom“ fort. Zu Gast waren diesmal Professor Harald Lesch und Professor Thomas Schwartz. Harald Lesch ist einem breiten Publikum als Astrophysiker, Wissenschaftsjournalist und Fernsehmoderator bekannt, Thomas Schwartz fungiert als Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerks „Renovabis“ der Katholischen Kirche mit Sitz auf dem Freisinger Domberg, daneben ist der Priester und Theologe auch als Hochschullehrer, Autor und Verleger tätig. Gemeinsam mit Harald Lesch hat er mehrere Bücher verfasst, in der ZDF-Reihe „Lesch sieht Schwartz“ diskutieren die beiden regelmäßig über theologische, philosophische und existentielle Fragen.
In der gut gefüllten Aula der Schule erhielt das bunt gemischte Publikum – Schülerinnen und Schüler, Eltern, Ehemalige und viele weitere Interessierte, Denkanstöße zur Frage nach „Weltenbildern – Bildungswelten“ und wurde Zeuge eines sehr vergnüglichen Gesprächs von und mit den beiden von Schulleiter Manfred Röder vorgestellten „Hochkarätern“.
Wer nun einen Schlagabtausch zwischen einem Physiker und einem Theologen zu Fragen nach dem Sinn des Lebens erwartet hatte, wurde in vielerlei Hinsicht überrascht: So bestand etwa Einigkeit darüber, dass es sich bei Naturwissenschaft und auch Glauben um „Weltbilder“ handelt, die nur in Korrelation wirksam sind.
Moderiert wurde das Gespräch von Manfred Röder, der durch vielfältige Einstiegsfragen, etwa nach der Spiritualität in den Naturwissenschaften, der viel zitierten „Zeitenwende“ oder der Bedeutung eines „Humanismus 2.0“ die Tür für Denkanstöße öffnete. Eines der Hauptthemen war die Digitalisierung mit all ihren Risiken und Konsequenzen, von der sich Lesch, der das Mobiltelefon wiederholt als „digitalen Diktator“ bezeichnet, nicht versklaven lassen möchte.
Nach einer äußerst kurzweiligen Podiumsdiskussion erhielt auch das Publikum die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Auch hier war insbesondere Digitalisierung ein Thema, das viele zu beschäftigen scheint, und auch hier lieferten Lesch und Schwartz für alle nachvollziehbare Argumente. Weitere Themen, die kurz angeschnitten wurden, waren eine gesteigerte Produktivität durch geringere Nutzung von digitalen Medien, die Bedeutung von Beziehungen und die Rolle des Kapitalismus.
„Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier“ (Mahatma Ghandi)
In einem finalen Denkanstoß beschrieb Schwartz die Idee, nicht nach dem Maximum als Versprechen der modernen Wirtschaft zu streben, sondern nach dem „Genügend“ – dies sei ebenfalls eine Form von Wirtschaft. Denn es genüge schon, wenn das „Genügend“ das Ziel ist.
Für alle, denen diese Ausführungen noch nicht genügten, gab es im Anschluss die Möglichkeit, Bücher der beiden Diskutanten am Büchertisch zu erwerben und signieren zu lassen und die Gelegenheit zum Austausch zu nutzen.
Als Fazit kann man sich nur dem Wunsch von Manfred Röder anschließen, der als kleines Andenken Salz- und Pfefferstreuer in Form des Freisinger Korbiniansbären überreichte: Thomas Schwartz und Harald Lesch mögen der spannenden Diskussion um den Sinn des Lebens, um Weltenbilder und Bildungswelten und den einzelnen Wissenschaften weiter Würze verleihen!